„Die Weinwelt wird sich festhalten müssen!...“
Reiner Wittkowski im Interview
Reiner Wittkowski ist Lebensmittelchemiker und war bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand Vizepräsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Außerdem hat er als Professor für Lebensmittelchemie an der TU Berlin gelehrt und war Präsident der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV).
Neben einer Reihe von Ehrungen – zum Beispiel der Verleihung des „Officier de l’Ordre du Mérite Agricole“ der französischen Regierung im Jahr 2008 oder der Ernennung zum Ehrenpräsidenten der OIV im Jahr darauf, war bis zur seiner Pensionierung Mitglied im Bundesausschuss für Weinforschung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – und seit 2019 Mitglied im I-KU.
Es muss wohl kaum erläutert werden, warum er in Verbindung mit seinen Qualitäten als inspirierender Gesprächspartner und politischer Kopf eine grandiose Bereicherung für unseren Verein darstellt!
Lieber Reiner, Du bist jetzt seit Dezember 2019 Mitglied bei den I-KU’s. Was hat Dich bewogen, Dich dort zu engagieren?
Meine Frau Marita und ich sind dem I-KU nach dem Weinbergfest im Sommer 2019 beigetreten. Da ich über 30 Jahre in der Weinwissenschaft tätig war und an der Schnittstelle zur Politik gearbeitet habe, wollte ich mir das gerne anschauen. Um es kurz zu machen: die Weine haben mich wirklich überzeugt. Nachdem ich mich 30 Jahre lang mit den Produkten des Weinbaus in der ganzen Welt beschäftigt habe, stellte sich für mich die Frage: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah!
Wie wird denn der Jahrgang 2021?
Wir hatten keinen Frost im Frühling und keine Trockenschäden. Dadurch war der Ertrag enorm hoch verglichen mit den Vorjahren. Durch gute Arbeit im Weinberg und konsequente Qualitätsorientierung durch doppelte Lesegutkontrolle, also Entfernung aller faulen und unreifen Trauben, haben wir saubere Moste erhalten. Alle, die dabei waren, werden sich an die harte und konzentrierte Arbeit erinnern. Als Ergebnis konnten wir uns über Moste im guten Mostgewichtsbereich mit ausgeprägter Säure freuen.
Damit haben wir ja noch keinen Wein, was können wir denn erwarten, um es zum nächsten Weinbergfest zu kredenzen?
Im Februar waren wir mit einigen Vereinsmitgliedern und Rebpaten bei unserem Winzer Ingo Hanke und haben die Jungweine aus 2021 verkostet. Alle Weine sind durchgegoren, sind also trocken und die Säurewerte haben sich während der Gärung auf Werte zwischen 5,5 und 7,5 Gramm pro Liter eingependelt. Das sind Säurewerte, die zu unserem Weinstil gut passen. Alle Weine sind aromatisch und jetzt schon harmonisch, so dass wir gute Weine erwarten dürfen. Interessant ist vor allem der Solaris, der ein dem Sauvignon Blanc ähnliches Aromaprofil aufweist. Aufgrund der Menge des Ertrags in 2021 und wegen der zu erwartenden Qualität haben wir uns entschieden, in diesem Jahr nur sortenreine Weine abzufüllen. Die Weine sind bereits jetzt für die Sommerverkostung der Berliner Wein Trophy angekündigt.
Erstmals werden wir dieses Jahr Sekt produzieren aus einer Cuvée aus 60 % Helios und jeweils 20 % Johanniter und Muscaris. Zunächst waren 1000 Flaschen davon eingeplant; auf speziellen Wusch der weiblichen Verkostungsfraktion werden es jetzt wohl 1300 Flaschen werden. – Es soll für uns ja auch noch etwas übrigbleiben.
Wie siehst Du unsere Zukunft als Weinproduzenten?
Die Weinwelt wird sich festhalten müssen, denn Brandenburg hat eine gute Zukunft als weinproduzierende Region. Unser Bestreben ist es, die regionale Gastronomie mit unseren Weinen auszustatten und als Teil der regionalen Küche zu etablieren.
Das klingt nach einer rosigen regionalen Zukunft, danke für das Gespräch lieber Reiner!