Junge Macher:

Ein Interview mit dem Kaffeeröster Tobias Mehrländer

Tobias Mehrländer

  • Geboren 24.12.1985 in Luckenwalde
  • Nach dem Abitur 2005 Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger begonnen, aber nicht abgeschossen, anschließend Studium der Betriebswirtschaft
  • 2012 Abschluss mit MBA in Marketing
  • 2013-2015 Mitarbeiter im Marketing in der Pharmaindustrie
  • 2015 Aufenthalt im Kaffee-Land Panama
  • 2016 Mitarbeit in einer Kaffeerösterei in Karst, anschließend Wechsel zur GEPA (Großhandel Kaffee-, Zucker- und Weinprodukte)
  • 2020 Rückkehr nach Luckenwalde, nach einem vom Landkreis finanzierten Coaching für Start-ups Gründung der eigenen Kaffeerösterei Pelikan-Kaffee.

In bester Lage der Kreisstadt Luckenwalde, am Markt 6, findet sich hinter großen Schaufenstern die Pelikan Kaffee Rösterei mit ihrer behaglichen Probierstube. In der ersten Wochenhälfte röstet hier der Inhaber Tobias Mehrländer seine eigenen Kaffee-Kreationen; von Donnerstag bis Samstag kann man seine Schöpfungen mit ebenfalls angebotenem Gebäck oder Schokolade probieren. Wie es dazu kam, dass es nun auch ein wachsendes Sortiment an regionalen Produkten gibt, erzählt er im Interview.

Tobias, Du sitzt mit Deiner Rösterei und dem Verkostungsangebot mitten in der Kreisstadt Luckenwalde, am Markt. Wie überall in etwas größeren Ortschaften gibt es auch hier im Umfeld reichlich Möglichkeiten Kaffee zu kaufen. Was hat Dich bewogen, an diesem Ort eine Rösterei zu eröffnen?
Luckenwalde ist meine Heimatstadt, hier fühle ich mich besonders wohl. Das habe ich bei den Heimfahrten während meiner Zeit, in der ich auswärtig tätig war, immer wieder gemerkt. In der Corona-Zeit war es dann, dass ich über meine jobmäßige Zukunft entscheiden musste, und da war dann in mir dieses Kaffee-Ding. Noch nicht unbedingt eine Rösterei. Ich habe dann eine Umfeldrecherche gemacht und ich stellte fest, dass die nächsten Röstereien in Teltow und Bad Saarow waren. Da fährt man von Luckenwalde aus nicht hin, um besonderen Kaffee zu bekommen. Und Luckenwalde ist interessant: Kreisstadt, Zuzug, dicht an Berlin, hier entsteht Neues und Kaffee ist ein Medium, über das Kontakte entstehen und gepflegt werden. Mit diesen Erwägungen hab ich´s dann einfach gewagt.

Dein Kaffee hat das Siegel „fair gehandelt“. Was bedeutet das genau und kann sich der Kunde auf die Aussage des Siegels unbedingt verlassen?
Wo immer etwas fair sein soll, muss es jemanden geben, der festlegt, wie fair definiert sein soll. Eine Option ist eine Fairtrade Labelling Organisation, viele Verbraucherinnen und Verbraucher  kennen das Logo Fairtrade International. Ich war ziemlich lange bei einem Fairtrade-Pionier beruflich tätig, und zwar im Bereich des Kaffee-Sortiments, habe dort die maßgeblichen Kriterien kennengelernt, habe erlebt, wie diese Audits stattfinden, wie sie von unabhängigen Prüfern gecheckt werden. Auch wenn es in den Produktionsketten mal schwarze Schafe geben sollte, fliegen die irgendwann auf. Die Kaffeefreunde, die bei mir  landen, bekommen auf jeden Fall fairtrade-zertifizierten Kaffee, der außerdem noch bio-zertifiziert ist.

Kannst Du feststellen, dass sich Deine Kunden für die Einzelheiten der Herstellung Deiner Produkte interessieren?
Ja, schon, aber es sind weniger als ich es mir wünsche. Ich glaube, vielen Kunden reicht das Bewusstsein „Der macht das hier“. Vielleicht ein bis zwei pro Woche habe detailliertere Fragen, also „wie geht das“, „wie heiß, wie lang“ wird geröstet, woher kommen die Geschmacksrichtungen.

Dann beantworte diese Fragen hier doch mal kurz für alle! 
Die Rösttemperaturen können zwischen etwa 180°C und 212°C liegen. Die Röstzeit variiert von etwa 15 Minuten für eine helle Röstung bis zu 17 Minuten oder länger für eine dunkle Röstung. Helle Röstungen bewahren mehr von den ursprünglichen Geschmacksnoten der Bohne, während dunkle Röstungen intensivere, oft bittere Aromen entwickeln.

Verschiedene Kaffeesorten haben unterschiedliche Geschmacksprofile, die von nussig und mild bis fruchtig und säuerlich reichen können. Sie hängen ab von der Art der Bohne, ihrem Anbauort, den Anbaubedingungen und der Art der Verarbeitung der Bohnen nach der Ernte. Während des Röstens entstehen durch die Maillard-Reaktion und andere chemische Veränderungen neue Aromen. Eine gute Röstung zu finden, ist also ein Balanceakt zwischen Bohnenart, Röstgrad und den Vorlieben des Kaffeetrinkers.

Neuerdings führst Du zusätzlich eine Reihe regionaler Produkte. Wie kam es dazu und welche Ziele verfolgst du damit?
Das kam durch die Möglichkeit, auf Regionalmärkten in unserer Gegend meinen Kaffee anzubieten. Da gab und gibt es zwei Formate, in Zossen und in Glashütte. In Glashütte kam ich dann mit einem der Initiatoren – natürlich bei einem Kaffee – ins Gespräch. Da haben wir festgestellt, wir könnten das ganze Thema der Vermarktung regionaler Produkte ja auch etwas größer denken, dass man nicht nur alle vier Wochen die Waren bekommen kann, sondern vielleicht auch dauerhaft in einem Laden. Es war naheliegend, dafür nicht gleich einen ganzen Laden zu mieten. Da kam die Rösterei ins Spiel, wo nun erstmal ein paar Regale für regionale Produkte zur Verfügung stehen. Für mich ist es ein Stück Lebenswert, dass ich dadurch meine Heimat mit ihren Produkten hier verbunden sehe. Das schönste Ziel ist es für mich, dass die Leute mehr regional einkaufen. Das hat nicht nur eine Nachhaltigkeits-Dimension, sondern auch einen wirtschaftlichen Aspekt für die Produzenten. Idealerweise können sie dadurch weiterleben und müssen nicht dem billigen Supermarktangebot weichen.

Welche Perspektiven, vielleicht Visionen siehst Du für Dein Geschäft in fünf Jahren?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich jemals vom Kaffee wegkomme. Es ist aber nicht undenkbar, dass ich mir ein weiteres Produktfeld erschließe, vielleicht Bierbrauen. Vielleicht entwickele ich auch einmal aus den verschiedenen Zutaten hier neue Dinge um das Frühstück herum. Und dann wünsche ich mir, dass die Produkte unserer Region auch in anderen Geschäften, Gastronomien und Spezialitätengeschäften besser vertreten sind. Meine Vision oder besser Strategie ist es, die Nachhaltigkeit zu steigern, z. B. ohne fossile Energien auszukommen oder Kaffeeverpackungen recyclingfähiger zu machen. Und noch besser wäre es, wenn die Kunden mit eigenen Verpackungen herkämen und wir gar keine Tüten mehr bräuchten.