Vom Hobby zur Berufung:
Interview mit der Obstwein-Produzentin Birgit Gentz
Birgit Gentz
* 1967
– Nach der Schule Lehre zur Apothekenfacharbeiterin in Trebbin absolviert, dann Wechsel in die Verwaltung des pharmazeutischen Zentrums.
– Im Anschluss Delegation zum Fernstudium der Ökonomie mit Abschluss BWL.
– Ab 1991 nach dem Babyjahr mit Tochter Nicole in Apotheken gearbeitet.
– Seit 2003 in der Löwen-Apotheke in Luckenwalde.
»Neben meiner Passion für den Obstwein liebe ich vor allem Geschichten um selbstbestimmte Frauen des 19. Jahrhunderts, die sich wunderbar als Hörbuch bei der Arbeit hören lassen. Wir bauen einen Teil unseres Obstes, hauptsächlich Beerenobst, selbst an, so dass ich auch oft nach der Arbeit in der Apotheke auf dem Acker zu finden bin.«
Liebe Birgit, mit euren Obstweinen habt ihr ein Hobby zur Berufung gemacht. Den Beruf gibt es darüber hinaus bei euch noch zusätzlich – du arbeitest in einer Apotheke, dein Mann in der Getränkelogistik. Wie bekommt man das alles unter einen Hut?
Als wir uns Ende 2016 entschieden haben, unser Hobby zum Nebenberuf zu machen, war tatsächlich noch nicht abzusehen, wieviel Arbeitszeit zusätzlich eingeplant werden muss. Anfangs hatten wir noch nicht diese Sortimentsbreite wie heute im Angebot.
Beruf und Berufung bekommen wir in erster Linie unter den gemeinsamen Hut, weil jeder zunächst einmal für seinen Aufgabenbereich verantwortlich ist. Das heißt, ich bin für Marketing und Vertrieb zuständig, mein Mann in erster Linie für die Produktion nach alten Hausrezepten. In »Hoch«-zeiten ergänzen und unterstützen wir uns natürlich gegenseitig und sprechen darüber hinaus sämtliche Termine gemeinsam ab.
Wie viele Sorten Obstwein habt ihr im Angebot und welches ist deine persönliche Lieblingssorte?
Unser Sortiment ist immer vom regionalen Obst-Angebot abhängig. Wir führen ein festes Stammsortiment, von dem wir wissen, dass es von unseren Kunden besonders geschätzt wird. Dazu gehören unter anderem unser Kirschwein, die Quitte und die Aronia. Momentan haben wir 15 verschiedene Obstweine im Sortiment. Darüber hinaus bieten wir zur kalten Jahreszeit eine Auswahl winterlicher Heißgetränke an. Eine persönliche Lieblingssorte habe ich eigentlich nicht. Es gibt jedoch die »Trilogie von der weißen, roten und schwarzen Johanna«, die ich sehr gerne mag, da sich die Johannisbeere mit ihren drei Fruchtsorten von mild bis fruchtig säuerlich so herrlich wandelbar präsentieren kann.
Regionale Produkte kommen immer besser an. Immer mehr Menschen interessieren sich dafür, woher die Lebensmittel kommen, die sie einkaufen. Wie seht ihr die Entwicklung für »Aus Liebe zum Obst«, was ist eure persönliche Vision?
Zu Beginn unserer Arbeit nannten wir uns tatsächlich nur »Aus Liebe zum Obst«. Der Zusatz „hausgemachter Obstwein“ kam erst später dazu, da viele dachten, wir verkaufen Obst. Unsere Obstweine stellen wir neben zwei jährlichen Hoffesten auf Regionalmärkten und Traditionsfesten in der Umgebung vor und bieten diese dort auch zum Kauf an. Uns beiden ist die Heimatverbundenheit sehr wichtig. Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass es auch außerhalb von Werder guten Obstwein gibt. In naher Zukunft werden wir uns nochmal einen Schritt weiterentwickeln. Dann wird aus der »Liebe zum Obst – hausgemachter Obstwein« die »Obstweinliebe Harald Gentz«.
Natürlich werden wir unserer Berufung treu bleiben und das alte Handwerk der Obstweinkelterei weiterführen. Daher sind die vielen Gespräche, die wir während der Markttage mit unseren Besuchern führen, so schätzenswert und wichtig. Hier geben wir unsere Vision weiter und sind gleichzeitig dankbar für Anregungen, denn wir wachsen mit unseren Kunden. Die »Obstweinliebe« ist ein kleines Familienunternehmen im Nebenerwerb und soll es auch bleiben. Es ist die Individualität, die uns auszeichnet. Wir haben in der Vergangenheit ein kleines Netzwerk mit Partnern an unserer Seite aufgebaut, die ihren Kunden verschiedene Sorten aus unserem Sortiment zum Kauf anbieten. Darauf sind wir sehr stolz.