Die »Schafsflüsterin«
Interview mit der Landwirtin Viviane Rosenthal
Viviane Rosenthal, 33 Jahre
verheiratet seit 2018
4 Kinder zwischen 8 und 2 Jahren,
Landwirtschaftsmeisterin
Bewirtschaftet den Familienbetrieb Alt-Domigk
Als sie ihre Ausbildung mit 19 Jahren abschloss, war Viviane Rosenthal Deutschlands jüngste Landwirtschaftsmeisterin. Und mit dieser Energie ging es weiter. Sie übernahm den elterlichen Hof „Alt Domigk“, den sie gemeinsam mit ihrem Mann bewirtschaftet. Zum bäuerlichen Familienbetrieb gehören Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Artgerechte Tierhaltung wird dabei großgeschrieben: alle Tiere leben das ganze Jahr über im Freien. Wie gut artgerechte Tierhaltung schmeckt, beweist das leckere Wurst- und Fleischangebot im betriebseigenen Hofladen, und wer das Leben auf dem Bauernhof für eine kleine Auszeit nutzen möchte, kann sich im renovierten Bauernhaus „Neu Domigk“ einmieten. Abgesehen von all diesen Aktivitäten leistet die vierfache Mutter mit der Vermietung ihrer Schafe einen Beitrag zum Kreislaufwirtschaften, von dem nicht zuletzt auch die Baruther Streuobstwiese profitiert.
Bis vor einigen Jahren gehörte die Landwirtschaft bei jungen Leute nicht gerade zu den begehrten Traumjobs. Inzwischen gibt es aber immer mehr engagierte Jungbauern. Was hat dich bewogen, in die Landwirtschaft einzusteigen?
Ich bin mit der Landwirtschaft groß geworden und Tiere haben in meinem Leben schon immer eine große Rolle gespielt. Da ich bereits mit 15 Jahren nach Österreich zur Landwirtschaftsschule gegangen bin, war mir schon damals klar, dass ich den elterlichen Betrieb übernehmen möchte.
Schafzucht ist ein Schwerpunkt bei euch. Wieviele Schafe haltet ihr? Welche Rassen?
In diesem Jahr sind wir sehr gewachsen und haben zurzeit knapp 160 Schafe. Neben den Shropshire sind das vor allem Rassen, die auf der roten Liste der bedrohten Haustierrassen stehen – dazu zählen die Skudden, Ostfriesische Milchschafe und das rauwollige pommersche Landschaf.
Früher wurden Schafe vor allem wegen ihrer Wolle gehalten, heute werden sie eher als „natürliche Rasenmäher“ eingesetzt. Wirst du häufig angefragt, deine Schafe auszuleihen?
Wir pflegen neben der Obstwiese im Haagland auch noch 2 Solarflächen. Weitere Projekte sind geplant, aber leider habe ich da noch keine festen Zusagen.
Euer Hof Alt Domigk beinhaltet sehr viel mehr als Landwirtschaft, magst du ein bisschen erzählen, was ihr da noch so treibt?
Hauptsächlich haben wir uns der artgerechten Tierhaltung verschrieben, so leben beispielsweise auch unsere Schweine das ganze Jahr im Freiland. Wir haben aber auch noch Ferienwohnungen und bieten „Urlaub auf dem Bauernhof“ an. Auch nehmen wir an dem „Radikal Regional“-Markt in Glashütte teil, dort kann man Produkte von unseren Tieren erwerben. Ansonsten gibt es natürlich unseren Hofladen vor Ort.
Bio-Landwirtschaft, ökologische Landwirtschaft, ökologische Landbewirtschaftung, extensive Landwirtschaft, slow farming … – eine unüberschaubare Fülle von Labels prägt die Diskussion um eine „richtige“ Landwirtschaft der Zukunft. Wie muss Landwirtschaft aus deiner Sicht künftig funktionieren? Was wäre deine knappe Definition?
Ich finde es schwer zu sagen was richtig und was falsch ist. Ich denke, dass alle Menschen, die Toleranz fordern, auch ihrem Gegenüber Toleranz entgegenbringen sollten.
Vom Grundsatz her sollten ALLE davon ausgehen, dass kein Landwirt den Grund und Boden zerstören will, sondern möglichst gut damit umgeht und wirtschaftet. Denn das ist seine Lebens-Grundlage, ebenso wie die Tiere, die er hält.